Die Tränen des Fleischers oder warum wir alle(s) lieben sollten



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(Gebundene Ausgabe)


LESEPROBE Die Angst:

Die Angst, ist wohl eine der größten Kräfte unseres Lebens. Sei es im bewussten Sein oder auch im Unterbewusstsein. Sie treibt uns zu Höchstleistungen an und hemmt uns dabei, einfachste Dinge zu tun. Wir sind von ihr getrieben und werden von ihr gebremst. Nahezu sämtlichen Entscheidungen, die wir in unserem Leben treffen, geht sie voraus. Sie ist allgegenwärtig, jedoch selten benutzt sie nur die Gegenwart. Unsere Gesellschaft hat Angst – und sollte tatsächlich zu wenig Angst im Volk präsent sein, wird gelegentlich auch etwas nachgeholfen. Sei es mit Nachrichten aus aller Herren Länder, die zwar ob ihrer Richtigkeit und Plausibilität nicht nachprüfbar sind, sich aber trotzdem irgendwo in unseren Hirnwindungen festsaugen. Nicht immer wird Angst so offensichtlich geschürt wie bei den tagtäglichen Nachrichten. Auch diverse Regulative der Obrigkeit können ihr Scherflein zur kollektiven Angst beitragen. Erinnern Sie sich noch an die Allergenverordnung? Diese wahnwitzige Notwendigkeit, möglicherweise allergieauslösende Inhaltsstoffe abzubilden. Wurde durchgesetzt. Man findet nun auf Speisekarten das ABC des Regulativwahnsinns. Jetzt werden Sie sagen: „Ist doch gut, so kann ein Allergiker sofort sehen, ob er die Speisen essen kann oder nicht.“ Ich bin selbst Allergiker und wenn ich wissen möchte, ob in dem Kuchen Haselnüsse enthalten sind oder nicht, dann frage ich einfach nach. Viel eher würde mich interessieren, welche Geschmacksverstärker und welche haltbarkeitsverlängernde Chemie im Produkt steckt, aber das steht auf einem anderen Blatt. Die Angst jedoch, etwas falsch zu machen, beschäftigte Gastwirte geraume Zeit und erleichterte ihr Leben nicht gerade.

Der nächste regulative Angstwahnsinn? Die Vogelgrippe. Mittlerweile schon von vielen wieder vergessen, beherrschte sie doch lange die Köpfe der Menschen und veränderte dadurch auch ihr Verhalten. Auf das Sonntagshähnchen wurde verzichtet, die Katze vorher auf Federn untersucht, bevor sie das Haus betreten durfte, und daunengefüllte Bettdecken wurden zu Ladenhütern. Ich übertreibe vielleicht ein bisschen, aber erinnern Sie sich selbst an die Panikmache vor nicht allzu langer Zeit? Übrigens, bevor ich es vergesse: Es gibt sie noch, die Vogelgrippe, nur muss nun kein neues Medikament mehr am Markt eingeführt werden. Es wurde bereits perfekt injiziert. Wie? Mit Angst. Ich könnte diese Liste jetzt beliebig lange fortsetzen. Registrierkassen, Flüchtlinge, Nichtraucherschutzgesetz, Datenschutzgrundverordnung usw. Das bringt jedoch nichts, denn gegen diese Windmühlen kann man nicht kämpfen, man kann sie nur geflissentlich übersehen, ihre Existenz akzeptieren und weiterreiten.

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Aber war es nicht immer so, werden Sie jetzt fragen?

Grundsätzlich ja, denn nicht Geld regiert die Welt, sondern Angst. Und aus der macht man dann Geld.

Heutzutage ist es viel einfacher geworden, die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen. Die modernen Medien und das Internet sind perfekte Mittel, um Angst in der Bevölkerung zu generieren, und zwar im großen Stil. Man kann mit einfachsten Mitteln eine unglaubliche Anzahl von Menschen erreichen. Seit Anbeginn der Menschheit funktioniert nicht nur der Leitsatz Brot und Spiele, sondern auch Macht durch Angst. Früher, am Beginn der Menschheit, natürlich im kleinen Rahmen. Durch Medizinmänner, Schamanen, Druiden und gottgleiche Stammesführer. Später kamen noch die klerikalen Angstmänner hinzu, „denn wenn du nicht, dann wirst du …“ Die von Gott gesandte Inquisition und die Missionierung entvölkerten ganze Landstriche. Doch ich will nicht auf der Kirche herumreiten, sie hat es momentan schwer genug, ihre Besitztümer beisammen zu halten. In Wirklichkeit waren alle angsterzeugenden Machtmenschen der Vergangenheit Lehrlinge im Vergleich zu den heutigen Meistern der kollektiven Angsterzeugung. Früher ging es vielleicht nur um Macht und Geld. Heute geht es um die Marktwirtschaft. Vielleicht lachen wir jetzt über die „primitiven“ Menschen der Vergangenheit, die sich vor dem Teufel, Missernten, Krankheiten und so weiter fürchteten. Natürlich wissen wir heute über derlei Dinge besser Bescheid. Aber glauben sie mir, die Menschen der Zukunft werden über uns lachen, mit welchen primitiven Methoden wir gesteuert und geführt wurden, denn wir haben heutzutage weit mehr Angst als in allen vorangegangenen Zeiten. Sie werden jetzt sagen: „Soo schlecht ist es heute auch nicht.“ Absolut richtig. Es ist nicht schlecht, aber ich möchte selbst bestimmen, wann ich Angst habe. Ich möchte nicht als schlotternde Marionette durchs Leben stolpern. Ich möchte auch Angst haben, aber nur vor Dingen, die mich jetzt im Augenblick persönlich betreffen, nicht vor etwas Irrationalem, möglicherweise frei Erfundenem, das mich als Person niemals betreffen kann. Und wenn man nur mehr vor Dingen oder Situationen Angst hat, die im Augenblick existieren, dann ist das völlig in Ordnung. Denn dann heißt das, ich lebe in der Gegenwart, im Jetzt.

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Auf das kommt es an. Irrational Angst zu haben, ist schrecklich, aber Angst zu haben vor etwas, das uns jemand anderer vorsetzt respektive vorgaukelt, ist schon etwas paranoid, oder?

Unsere Gesellschaft muss lernen, sich mit der konstruierten Angst auseinanderzusetzen. Es ist wichtig zu wissen, welche Bedrohung real ist und welche nicht. Und wissen Sie, was das Schönste daran ist, wenn man sich mit seinen Ängsten beschäftigt? Sie werden kleiner und verschwinden meist. Und was ist dann? Dann lebt man ohne Bad und Fake News, in guten Gedanken, offen und frei und mit Vertrauen all seinen Mitmenschen gegenüber.

Das Leben ist schön.